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Cogito ergo sum...

(Kaufmännischer Verband Bern, Blog zum Thema: Kommunikation im Wandel)


„Ich denke, also bin ich..." Glücklicher Descartes, dem es Anno 1641 noch reichte, seine Existenz im Umstand des Denkens zu erkennen und zu begründen. Schnee von gestern, längst geschmolzen im erhitzten Klima der Moderne und philosophisches Denken ist nicht mehr zwingend voraussetzender Eckpfeiler der geistigen Eigenwahrnehmung. „Ich kommuniziere, also bin ich", lautet das Credo, die Maxime der digitalisierten Gegenwart.


Wo Descartes und Konsorten ihre kommunikativen Ergüsse noch Gänsekiel und Tintenfässchen entlockten, da QWERTZen sich unsere geschickten Fingerchen durch sämtliche, zur Verfügung stehenden Tastaturen, Tablets und Pads die der Markt hergibt. Die grosse Welt ist zum kommunikativen Mikrokosmos mutiert, hereinspaziert, da haben wir alles was das Herz begehrt. Keine Frage, die Masse verdrängt die Klasse, Facebook und Co gewähren uns geistiges Asyl. Da haben wir schliesslich 1000 Freunde, auch wenn sich auf der Strasse kein Schwein für uns interessiert. Egal, wir sind verlinkt, vernetzt wie zappelnde Fische in den weltweiten Netzen der Datenfischer und wenn einer einen Furz ablässt muss das der Welt doch mitgeteilt werden. Ich kommuniziere, also bin ich…

Diese Erkenntnis ist beileibe nichts Neues, der Mensch ist nun mal ein kommunikations- verliebter Gernegross seit Jahrtausenden. Neu hingegen ist die schiere Infoflut, der uferlose Gedankenzunami der da in Echtzeit auf die Menschheit losgelassen wird. Wo früher gezielte, oft wohlbedachte Informationen auf die Allgemeinheit niedertröpfelte, da hat der digitale Informationshimmel seine Schleusen voll geöffnet und so mancher Unbeholfene ist darin schon kläglich abgesoffen. In unzähligen Foren, Social-Networks und Jekami-Plattformen wird gedisst, gebasht, getrasht und gemobbt, dass die Rechner glühen. Das kommunikative Tier in uns ist derart entfesselt, dass Schulpsychologen und Sittenwächter schon resignierend den Untergang der abendländischen Kultur proklamieren, Descartes hilf…

Nun, Papier ist geduldig, heisst es seit altersher und mit Verlaub, flüssigkeitsgekühlte Rechner und Superserver von datengeilen Kommunikationsmultis, sind das nicht minder. Vielleicht würde der grosse Goethe heute schreiben: „Bedenke wohl was du willst posten, es könnt‘ dich die Karriere kosten!" Für die schon gestrauchelten Multimediaspastiker aus Politik und Wirtschaft dieser Tage kommt solche Erkenntnis freilich zu spät, nicht so schlimm, die Welt dreht sich trotzdem weiter. Was soll‘s, geschnattert wird auch noch in tausend Jahren und es sei des Menschen gegebenes Recht sein Innerstes nach aussen zu stülpen und sich der Welt mitzuteilen. Die Frage sei am Rande erlaubt, ob wirklich jede schaumgeborene Synapsen-konstruktion hemmungslos in den digitalen Orbit geschossen werden muss und ob es nicht dem einen oder andern Plappermäulchen gut zu Gesicht stünde, sich ein klein wenig in kommunikativer Demut zu üben, getreu dem Descart‘schen Grundsatz…

Wie auch immer, wo der Zeitgeist fröhlich waltet, ist das Gestern längst veraltet und wer will schon nicht den heiligen Zuckerberg erklimmen...! So soll denn auch mein verbaler Schuss aus der Hüfte bestimmt nicht der Weisheit letzter Schluss sein und jeder ist herzlich eingeladen, sich seiner kommunikativen (Ohn)Macht wieder einmal kurz bewusst zu werden.

Weil A4 nicht nur ein schönes Auto aus Ingolstadt ist sondern auch ein gängiges Seitenformat das mir für den Blog zur Verfügung steht, verabschiede ich mich an dieser Stelle und danke der genei gten Leserschaft mit einem Augenzwinkern für die kurze Zeit der ungeteilten Aufmerksamkeit...

 
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